Im Weiteren sensibilisiert Martin J. Waibel die Leser:innen für eine Öffnung des Blickwinkels hin zu einer phänomenologisch­hermeneuti­schen Sichtweise, eine Qualität, die wesentlich die Herangehensweise der Integrativen Leib­ und Bewegungstherapie bestimmt und vielen Betroffenen zu verhelfen mag, sich selbst in und mit seinem / ihrem Schmerz bes­ser zu verstehen. Im ausführlichen Praxisteil (Diagnostik, Therapie), d. h. der Anwendung von Theorie und Praxeologie, legt Waibel großen Wert auf die Darstellung der Lebendigkeit der Methode. Dieser sehr anschauliche Teil ist of­fensichtlich von seiner über 41­jährigen Erfah­rung als M. Sc. Psychotherapie und Integrativer Leib­ und Bewegungstherapeut in einer Fach­klinik für Psychosomatische / Psychotherapeu­tische Medizin durchdrungen und ein Fundus an Anregungen für eine lebendige, kreative
therapeutische Praxis. Er ermutigt zu leibhaf­tigen intersubjektiven Korespondenzinterak­tionen und das „Nutzen“ des Leibes als Reso­nanzorgan und entwickelt hieraus eine Art „Handwerkskoffer“, den er im Verlauf zuneh­mend füllt. Er gibt sehr viele praktische Hin­weise und Tipps zur Durchführung spezifischer Methoden und Interventionen. Es werden wert­volle Techniken und bewährte Übungen be­schrieben sowie exemplarische Sequenzen aus der Praxis angeführt.

Das Buch „Körperpsychotherapie bei chroni­ schen Schmerzen“ ist somit ein leicht zu kon­sumierendes Buch mit sehr fundiertem Hinter­ grundwissen und sehr vielen praxistauglichen Anregungen. Es liefert einen hervorragenden Überblick der theoretischen Zugangsweise zum Thema, und zugleich liefert es eine sehr gute Einführung in die körperpsychotherapeutische Arbeit der Integrativen Leib­ und Bewegungs­therapie. Es ist gleichermaßen lesenswert für Menschen, die an chronischen Schmerzen lei­den, als auch für Therapeut:innen, die mit ihnen arbeiten, sowie generell für alle Körperpsycho­ therapeutInnen. Sehr empfehlenswert!

Stefan Ide
DOI 10.2378/ktb2024.art12d